
2015 war ich zum zweiten Mal in Australien, Wildpferde zähmen. Die Wiedersehensfreude mit den (nicht mehr ganz so) wilden Brumbies war riesig. Dieses Mal wusste ich bereits ungefähr, was auf mich zukommen würde. Und trotzdem kam es wieder völlig anders als erwartet...
Insbesondere Planeto, zu dem ich von Anfang an die stärkste Verbindung hatte, ist unbedarft wie er nun mal ist, direkt in mein Herz marschiert. Er führte mir vor Augen, wie leicht ich bedingungslos lieben und vertrauen kann. Auf Trainingsebene hatten wir viel erreicht, wesentlich wichtiger war aber, was zu diesem Zeitpunkt in mir passiert ist. In all diesen wundervollen Momenten mit den Wilden ging mir das Herz auf. Viele Male blickte ich mit stolzgeschwellter Brust auf die Pferde und empfand pure Liebe. Und plötzlich war mir klar, dass ich genau dieses Gefühl mit meinem eigenen Pferd Zuhause irgendwo im Alltag verloren hatte. Aber ich wusste auch: es ist in mir. Was genau das bedeutet, habe ich leider erst viel später verstanden. Ich teile Planeto's Botschaft in der Hoffnung, dass sie viele Menschen erreicht und damit hilft, sich wieder mehr auf unser Herz und unser Gefühl zu besinnen, als auf unser Ego und unseren Verstand.
"Wahre Liebe ist bedingungslos. Sie stellt keine Anforderungen oder Voraussetzungen. Sie erhebt keine WENN DANN Regeln. Sie IST.
Zu jeder Zeit, in jeder Situation, an jedem Ort, unter welchen Gegebenheiten auch immer.
Wahre Liebe ist in mir, in dir, in jedem von uns selbst. Ich trage sie bei mir (genau wie du auch), daher ist sie vom Außen unabhängig. Egal ob das Gegenüber alt, krank, jung, zickig, mutig oder lammfromm ist. Wer wahre Liebe empfindet, fühlt sie immer."
Ich hatte dieses Gefühl selbst verloren, weil ich so sehr auf das Außen konzentriert war. Da war nichts mehr zwischen meiner Stute und mir. Ich habe mich (gefühlt) für sie aufgeopfert, ihr alle Zeit und Pflege geschenkt, die ich aufbringen konnte. Viel Geld investiert. Sehr viel! Dennoch wurde Majana immer kränker. Zunehmend hat sie sich zurückgezogen, mich ignoriert, wollte keinen Kontakt mehr, weder zu anderen Pferden, noch zu mir. Wenn ich sie umsorgt habe, konnte sie nicht schnell genug wieder ihre Ruhe haben. Das hat mich zutiefst verletzt - wo ich doch so viel für sie getan habe und immer nur das Beste für sie wollte! Ich war eine Gefangene meiner Gedanken, ganz im "Ich darf nicht...", "Ich muss aber...", "Sie soll aber doch (nicht)...". Ich habe nach unserer Verbindung im Außen gesucht, mich gequält mit Gedanken, was ich wohl alles falsch gemacht habe, wie es passieren konnte, dass unser Band so radikal durchtrennt wurde. Was ich tun müsste, damit unsere Beziehung wieder annähernd die gleiche Qualität "wie früher" haben würde. Keine Frage: Majana war zu jederzeit "brav", sie hat alles gemacht, was ich gefragt habe. Vermutlich oft über ihre eigene Schmerzgrenze hinaus. Es gab kein offensichtliches Problem zwischen uns. Es war "nur" das Gefühl, das abhanden gekommen war. Das jedoch, war und ist für mich wichtiger als jeder Trainingserfolg. Ich habe nach der Verbindung im Außen gesucht, weil ich mich nicht mehr öffnen konnte - zu groß war der Schmerz über all das Leid, das sie ertragen musste. Zu groß die Angst vor der Wahrheit. Zu groß die Verletzung durch ihr abweisendes Verhalten.
Dabei war (und ist) die Lösung die ganze Zeit in mir! Das Gefühl, das ich so schmerzlich vermisst habe: die Liebe - sie ist in jedem von uns. Dort hat sie ihren Raum, ihr Zuhause. Daher ist sie auch nicht abhängig von äußeren Bedingungen. Egal ob sich mein Pony von mir abwendet oder mich ignoriert - das Gefühl, dass ich für sie empfinde, hüte ich wie einen Schatz in meinem Herzen.
Planeto hat mich daran erinnert, Sharoom sorgt nun täglich dafür, dass ich es nicht wieder vergesse. Wenn er mal einen "schlechten Tag" hat, mich loswerden will wie eine Schmeißfliege, mich ignoriert, ich ihm einfach nicht genug bin oder er nur nicht ruhig halten kann, und er damit mal wieder meine bescheidenen Trainingspläne über den Haufen wirft: Ich sehe ihn an und ich sehe seine Schönheit, innerlich wie äußerlich. Ich sehe seine Seele, die sich, wie wir alle, nach Liebe und Anerkennung sehnt. Und ich weiß, wie wundervoll sie ist. Es liegt nicht (nur) an mir, wenn er aus der Balance geraten ist. Und es ist auch okay, wenn er in diesem Moment meine Hilfe und Liebe nicht annehmen kann.
Wahre Liebe nimmt nichts persönlich.
Wahre Liebe ist geduldig und gütig. Sie kann warten.
Wahre Liebe kennt keine Angst. Weil ihr nichts zustoßen kann. Sie geht nicht verloren. Sie lebt in mir und ist damit für immer - unendlich.
Egal was im Außen passiert, in mir hat die wahre Liebe ihr Zuhause.
Selbstverständlich bedeutet das nicht, dass ich alles zulasse, was meinem Pferd so einfällt. Wenn er mich anrempelt gibt es eine Konzequenz, denn meine Sicherheit ist wichtig. Das gebietet schon die Selbstliebe, die ich für mich empfinde. Selbstliebe hat nichts mit Arroganz zu tun, im Gegenteil. Nur wer sich selbst liebt, kann anderen Liebe entgegenbringen. Und im Außen klare Grenzen setzen, ohne den anderen zu verletzen. Jedoch kann ich für mich entscheiden: Was im Außen passiert, ändert nichts an der Liebe, die ich für mich oder mein Gegenüber empfinde. Denn die verbirgt sich wie ein Juwel in meinem Herzen. Es hilft, sich dessen bewusst zu werden, wenn die Welt im Außen mal wieder etwas aus den Fugen gerät. Klar ist, dass das mal mehr, mal weniger gut funktioniert. Schon der Versuch macht aber meist ein wundervolles Gefühl der Geborgenheit, das Vertrauen ins Leben selbst kehrt zurück. Davon profitierst du selbst am meisten, aber auch alle anderen Seelen um dich herum.
Dasselbe gilt uneingeschränkt auch für zwischenmenschliche Partnerschaften... Lasst' euer Herz (öfter) sprechen und bewahrt euch das, was sich darin verbirgt! Es
ist ein Schatz von unermesslichem Wert.
Tina (Montag, 30 Juli 2018 22:03)
Wie wahr und wie schön du es mit deinen Worten zum Ausdruck bringst,
Vielen Dank �
Mimi Löh (Montag, 30 Juli 2018 15:15)
Wie wunderschön und voller Liebe geschrieben � sehr berührend �