Vom wilden Pony zum braven Verlasspferd

Ich muss lachen, weil ich mich erinnere, wie dieses verrückte Pony mich zur Weißglut getrieben hat. Ich erinnere mich an wilde Ausritte, wilde Buckler, wilde Galoppaden, wildes Kopfgeschüttel. Wenn ich es mir recht überlege, war dieses Pony ganz schön wild, als ich sie 2006 kennengelernt habe. In den gemeinsamen Jahren haben wir viel zusammen gelernt, trainiert, Vertrauen aufgebaut, eine Verbindung fürs Leben geknüpft. Ich habe viele Fehler gemacht und Majana hat sie mir alle verziehen. Irgendwann war sie das, was man landläufig als "brav" bezeichnen würde. Sie hat einfach alles mitgemacht, fast nie, ohne nochmal nachzufragen, aber am Ende immer mit einem "ja" oder zumindest einem "na gut, okay". Sie hat alles gegeben für uns - auch noch, als sie eigentlich schon längst nichts mehr geben konnte...
Irgendwann habe ich mich nach ihrer wilden Seite gesehnt. Als ich alles Wilde an ihr wegtrainiert hatte und sie irgendwann auch gar keine Kraft mehr hatte, wild zu sein. Da wollte ich es wieder - das Glitzern in den Augen, den Schalk im Nacken, den Quatsch mit Soße im Kopf.
Wild-sein wird abtrainiert
Heute erkenne ich einige Parallelen und auch eine Botschaft dahinter. Auch uns Menschen wird es als Kind
schon abtrainiert "wild" zu sein. Wir sollen stundenlang still sitzen, nicht schreien, uns nicht schmutzig machen, immer brav und anständig sein. So lernen wir das von Eltern, Erziehern,
Großeltern und Lehrern. Zum Teil machen Kinder das auch freiwillig, unbewusst, um die Liebe ihrer Eltern zu bekommen, um keinen Ärger zu kriegen oder einfach, um nicht
aufzufallen. Ich war so ein Kind. Meine Mama lobt mich heute noch dafür, wie lieb ich immer alleine in meinem Zimmer gespielt habe, ohne dass jemand einen Pieps von mir gehört hätte.
Versteht mich nicht falsch, ich hatte eine wirklich schöne Kindheit, mit allem, was ein Kind so braucht! Ich habe mich damals selbst dazu entschieden, meinen Eltern nicht zur Last fallen zu
wollen. Das zieht sich bis heute durch mein Leben - niemals würde ich es wagen, mich jemandem aufzudrängen. Und meine Definition von aufdrängen ist - für mich - eng
gestrickt...

Botschaft (m)eines Ponys

Schlummert in dir auch eine wilde Seite? Lebst du sie schon oder traust du dich (noch) nicht? Poste in die Kommentare oder erzähle mir dort von deinem wildesten Erlebnis - war es vielleicht mit deinem Pferd? ☺
Nadine Ceglowski (Samstag, 21 September 2019 15:46)
Oh Heike, wie sehr ich mich in deiner Beschreibung des braven Mädchens wiedererkenne... Auch meine wilde Seite musste erst laut und beharrlich werden, bevor ich sie in mein Leben gelassen habe. Das war vor ungefähr 10 Jahren. Da bin ich aus alten Mustern ausgebrochen. Hab angefangen Dinge zu tun, die meine Eltern mir nicht beigebracht haben. ;-) Ich denke, du verstehst was ich meine. Ich würde sagen, das verrückteste war, meinen sicheren Beamtenjob zu verlassen. Es tut soooo gut! Ich lebe jetzt endlich mein Leben, so wie ich es liebe mit meinen Fähigkeiten und Begabungen. Und ich habe im Frühjahr angefangen Reitstunden zu nehmen. :-) Herzensdank für die Erinnerung!